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Me and myself
 
Sonntag, 7. April 2002
0.4

Gegen 4zehn Uhr wachte ich wieder auf. Pascal hatte sich den DJ- Kopf/hörer geschnappt und tanzte hinter der Anlage. Unglaublich. Eben noch stoned, jetzt wieder ein Energiebündel. Die Augen waren noch rot, gläsrig, wässrig, aber Pascal hatte Überlebenswille, immer wieder stand er aus der Scheisse auf. Die Kleine war von meinen Beinen
verschwunden. Ich machte mir auch keine Gedanken mehr über sie, war egal. Ein beliebiges Gefühl machte sich breit. Pascal begann mit seinen Hüften zu kreisen. Sein Gesicht verzerrte sich ein wenig. Dann entspannte er sich anscheinend wieder und tanzte weiter zum unhörbaren Rhythmus. Die Kleine kroch unter der Anlage hervor, ihr Lippenstift war völlig verschmiert. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Pascal schaffte es immer wieder.
Unschuldig schaute sie zu mir herüber, wischte sich über den Mund und ging zur Türe hinaus. An der Bar genehmigte ich mir einen Gin und begann ebenfalls zu tanzen. Der Laden gehörte uns, der Chef war ausgeflogen, irgendeine Promosache, wie er es genannte hatte. Wir konnten durchtanzen. Bei der Lautstärke der Musik, er hatte die Kopfhörer abgenommen und alles wieder auf die Boxen, die hier verstreut rumhingen und rumstanden, gelegt, konnte ich fast die Stimme aus meinem Mobiltelefon nicht hören. Die Telefonkette war gestartet, wir orderten Menschen. Einige Freunde und Bekannte wollte ich anrufen, einige lockte ich durch meinen Anruf von ihrer Arbeit weg, aber dann brachten sie eben eine Krankmeldung, und andere lagen zu dieser Zeit eh nur vor der Glotze, für sie war es eine willkommene Abwechslung. Viele brachten Freunde mit, Bekannte, oder wer auch immer eben gerade in der Nähe war. Nach circa einer Stunde war der Club gerammelt voll. Ja, wir brachten Leben in die unterirdische kleine Stadt. Wir mussten uns was einfallen lassen, wie wir dem Besitzer, immerhin ein Bekannter von Pascal, beibringen wollten, warum die Leute seine Getränke plünderten, einige legten einen Zehner oder Zwanni in die Kasse, viele bedienten sich aber auch einfach so. Mir egal, dachte ich mir nur. Pascal hatte sich schon wieder zugeknallt, bekam das eh nicht mehr alles so mit hier. Mittlerweile 3undzwanzig Uhr durch, wie tanzen immer noch. Eine geniale Nacht. Die ersten Besucher liegen schon in den Ecken, auf den Toiletten wird gevögelt, ein riesiger Spiegel liegt auf der Theke, jeder, der etwas mitgebracht hat, packt es wie ein Picknick aus und genehmigt sich was. Ich habe viel getrunken in dieser Nacht. Stunden fliegen an mir vorbei, bin zu müde und voll, um sie zu greifen.

 
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