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Me and myself
 
Sonntag, 26. Mai 2002
verWIRRT 1 + 2

VERWIRRT 1

Kontrolliert von Rainald Goetz liegt kontrolliert neben mir. Seine Gedanken(gänge) regen einen Menschen
zum Denken an, zum Leben. Es ist seine Art, die Art eines Schreibautomaten, die mich fasziniert. Vor mir
glimmt das Licht einer Zigarette, direkt neben dem Bildschirm. Noch ein Zug, sie ist aus. Rainald, sein Rhythmus,
stecken an. Ich stecke mir noch eine Zigarette an, schreibe offline in einem neuen Dokument weiter. Will es noch
nicht hergeben, nicht der Öffentlichkeit zeigen. Noch nicht. Lese weiter Kontrolliert, kontrolliert von Gedanken.
Werde parallel zum Lesen immer wieder schreiben. Denn der Text ist schon in mir, die Buchstaben kenne ich
schon, nur die genaue Reihenfolge ist noch ungewiss. So habe ich eigentlich alle Literatur der Welt schon in
mir, von den Buchstaben her, nur die Reihenfolge, die muss ich mir erlesen oder erschreiben. Kontrolle über
die Buchstaben. Somit beginnt nun also mein Membranentagebuch, mein Synapsendiary, mein offenes
Schreibgehirn. Mein persönliches Glashaus, mein Blick in den Spiegel, mein Schweinwerfer in der Nacht. Hatte
keine rechte Lust heute auf Leichenteile, kaufte mir schon früh im Einzelhandel, noch vor Beginn der Arbeit,
einen Flammkuchen, rein mit Zwiebeln, Rahm und Käse belegt. Mich ekelt es im Moment vor Fleisch, vor
Wurst. Nicht aus seuchenbegründeter Sicht, fing interessanterweise schon vorher an. Freute mich also den
ganzen Tag auf das Essen. Im Kopf spukten noch Gedanken der letzten nacht herum. Kontrolliert. Goetz
schreibt fesselnd. Verstricke mich immer wieder in den Handlungen, lese erneut Passagen, möchte auf den
Wellen seiner eigenwilligen Sprache mitschwimmen. Komme mir wie ein unfreiwilliger Gast in seinen
Gedanken vor, so hingezogen, sauge die Worte dieses Menschen auf wie ein Schwamm. Seine Worte
vergewaltigen meinen Schlaf, lassen mich nachdenken, beschäftigen Ruhephasen. Bin verwirrt. Kontrolliert.
Habe begonnen Audiotagebuch zu führen. Heute während der Autofahrt. The Heidelberg Tapes. Dafür extra
zwanzig Audio- Tapes gekauft, noch nicht beschriftet. Soll eine zwanglose Materialsammlung werden, aus der
vielleicht Schriftliches entsteht. Sitze nun wieder am Laptop, meine Finger kotzen Sätze satzlos im
Bleiwüstenformat aus und meine Augen beeilen sich, dem Treiben nachzukommen und Herr über die Flut
an Gedanken zu werden, welche sie doch beobachten wollen. Und aus den Wänden fließt das Blut und
schreibt Namen an den Stein. Muss er sich so in seiner kammer gefühlt haben, fensterlos, mit dem toten
Bett, inmitten des Materials. Habe bewusst aus Heidelberg heute einen Umzugskarton Zeitschriften
mitgenommen, sammle doch, beinahe süchtig, Printerzeugnisse. Will Materialschau betreiben. Ein paar
Tage habe ich nun Zeit, für mich. Mich bedeutet Ich. Ich bedeutet endlich einmal wieder Schreiben. Schreiben
bedeutet Erholung. Erholung kann zur Arbeit werden. Ich arbeite gerne. Sitze an den Blutwänden und schaue
dem Nachuntenfließen zu. Der Flammkuchen ist mittlerweile leer. Die Musik aus den Boxen wird zum
Hintergrundrauschen, obwohl furchtbar laut, doch nur ein Beimittel zum Schreiben. Konzentration auf die
Anordnung der Worte. Koffein macht meine Augen hell, meine Finger schnell. Vor dem Fenster schlägt
sich der Wind mit dem Regen. Vielleicht hört es auf zu regnen, bis ich nachher aus dem Haus gehe. Wenn
nicht, egal, bin nicht aus Zucker. Sagte mein Großvater immer, wenn ich nicht bei Wind und Wetter spielen
wollte. Aus Zucker wurde Stein. Und so kratzen meine wunden Finger nun mit ihren Nägeln leise das krustende
Blut von den Wänden. Es schmeckt salzig. Und ich mag zur Zeit keine Leichenteile. Alles scheint unter
Kontrolle zu sein. So kontrolliert. So verwirrend verwirrt. Kontrolle verwirrt. Verwirrtsein kontrolliert den Fluss
. Begradigt. Begnadigt. Begnadigt unter Kontrolle. Und der Osten zieht sich die gleichen Westen an wie der
Westen. Und in allen Westentaschen stecke dicke Geldbündel. So ist das Leben, so geht die Wirtschaft ihren
Gang. Kontrolliert. Mitnichten. Vernichten wir die kindlichen Soldatenherzen auf den Gedankenschlachtfeldern.
Mitnichten versuchen wir sie unter eine Kontrolle zu bekommen. Fesseln anlegen bedeutet sich die eigenen
Rettungsanker vom Bein zu nehmen, das rettende Seil des Silbenbergsteigers. Schau, vor dem Fenster
scheint ein Mond, den wir alle sehen, warum sollte man dir vorschreiben, wie er aussieht, schau ihn dir doch
selbst an. Kontrolle. Mitnichten. Verwirrung. Schon eher. Vielleicht nicht, vielleicht aber eher auch doch. Ja.
Verwirrung, um eine nicht anwesende Kontrolle vor dem Vergessen zu wahren. Kontrolle, um eine vergessen
Verwirrung zu bewahren. Schau hinaus auf den Mond. Schau aufs menschliche Schlachtfeld, um dich herum,
um dich herum. Schau hin, ergötze dich an der Kontrolle. Kontrolliert. Blutgericht auf kalter Haut ausgetragen.
Ausgebildet, um zu töten. Um zu töten, indem sie Frieden wahren. Frieden wahren, indem sie töten. Töten
können. Töten wollen. Zum Töten bereit sind. Und die Kontrolle ist so gegenwärtig. Kontrolliert, um zu vergessen.
Verwirrt ! aus der Kontrolle heraus. Aus Kontrolle durch Verwirrung entfliehen. Daher werfe der den ersten Stein
, der neunzehnhundertachtundsechzig keine Steine warf, keine Steine geworfen hätte. Kontrolle. Staatskontrolle.
Verwirrung im Staat. Wieviel kontrolliert denn der Staat? Sitze hier in meinen Wänden, schaue hinaus und spüre
den Atem des Staates sogar noch hier. Dieser faulige Atem. Wer kontrolliert den Mundgeruch des Staates, wenn
nicht seine Bürger. Vielleicht das Soldatenkind. Der Mann an der Kasse im Supermarkt. Der Parteibonze, der
die kleine Nutte hinten in seinem Auto fickt. Der Buchhalter, der seit seiner Lehre im Betrieb arbeitet, nun schon
unter dem Enkel. Wer, wenn nicht wir? Doch wer sind wir denn? Kontrollmenschen. Wir sagen, wie sind nicht zu
kontrollieren. Shit. Wir sind kontrolliert. Wir kontrollieren uns doch selbst. Doch Selbstkontrolle ist Verwirrung.
Unordnung im System. Und der Mann im Mond schaut zu. Dieser verwirrte alte Mann. Dieser sonderbare alte
Mann. ! Dieser sonderbare Fall. Dieser Sonderfall. Dieser sonderbare soziale Fall. Dieser sonderbare Sozialfall.
Habe die Kontrolle verloren. Finde seine Rentenbeitragszahlungsbescheide nicht. Keine Kontrolle im Staat.
Verwirrung. Der alte Mann und die Verwirrung im Staat. Und doch kümmert es mich nicht. Denn wir alle sehen
den Mann im Mond gleich, auch wenn er Verwirrung stiftet. Dieser unkontrollierte Fall. Kontrolle. Bitte um
Kontrolle. Kontrolliert den Mann im Mond. Dann siegen auch eure Soldatenkinder. Kindsoldaten. Kind. Das Kind
im Mond hat man noch nicht belohnt. Doch es passt immer so schön auf, dass es auf der einen Seite des
Mondes dunkel ist. Dass das Licht aus ist. Keine leichte Arbeit. Alles unter Kontrolle. Verliere die Kontrolle.
Lasse mich treiben. Verwirrung total. Einfach fließen lassen. Keine Kontrolle nötig. Gedanken platzen aus
Schädelwunden fetzenrot auf Pflastersteine. Kontrolle vergessen. Zu verwirrt. Die befleckten Steine fliegen
besonders gut. Kontrolle als Chance für den Staat. Verwirrung im Kindsoldaten. Verwirrt. Verwirrt. Zentriert.
Zentrierung des eigenen Ichs im Tag. Immerhin sechs Stunden geschlafen. Von selbst in den Tag geworfen
worden, in den Morgen. Gewohnheit. Kontrolliert. Götz liegt neben mir. Schwarz. Mit blutroter Schrift. Schaut
mich an. Fragt, wann ich wieder in ihm lese. Vielleicht später. Höre unten auf der Straße die Kindsoldaten mit
ihren schweren Stiefeln maschieren. Sie tragen Gedankengewehre auf den zarten Schultern. Legen auf mein
Fenster an, visieren. Dann blitzschnell, beinahe nicht wahrnehmbar drehen sie sich, feuern auf die fremnden
Menschen in den Straßen. Gedankenprojektile sausen durch die kalte Morgenluft, lassen Schädel gespalten
auseinanderklaffen. Während die rechte Gesichtshälfte noch lacht, beherrscht sich die linke zitternd nicht zu
weinen. Die Kindsoldaten schießen ihre Magazine leer, bevor sie sich in die Bordsteinschützengräben werfen
und dort verschwinden. Nur ein Ziel, das etwas erreicht, rechtfertigt dieses Vorgehen. Kontrolle bedeutet eine
Beobachtung. Verwirrung zerstört diese Ordnung von innen heraus. Verwirrt. Eine Überlegung wäre es wert.
Vielleicht ist die Verwirrung auch nur ein Aufbegehren des Unterbewussten gegen dieses System.
Systemverwirrtheit. So kommt mir manchmal sogar die Kontrolle vor. Götz neben mir, in Buchdeckeln
gefangen, atmet schwer. Muss zugeben, es verwirrt mich. Wer bekommt die Kontrolle, das Buch oder das Ich
. Fiktive Kontrolle oder reale Wirrnis. Rollkommando aus Worten. Der Mob wälzt sich beherzt durch die Stadt.
Ich bin auf der Flucht. Kontrolliert. Es scheint mich einholen zu wollen. Lese kontrolliert. "Kontrolliert" immer nur
in verträglichen Dosen. Nie zuviel auf einmal. Eine unverantwortbare Überdosis käme einem Stromschlag
intracraniell gleich. Verwirrt. Stromschläge aus der Menge der Worte heraus sind für den Leser tödlich. Lese
derweilen, zur Verdauung, verschiedene Nachrichtenmagazine, sauge mir die Geschehnisse heraus, verdaue
sie aber nicht. Bin wohl schon medienübersättigt. Verwirrt an einem Überangebot zugrunde gegangen.
Kontrolliert der Staat die Medien? Eine ernstzunehmende Frage. Doch ich denke eher, mittlerweile, mitnichten
vernichtend, kontrolliert das Medienimperium den Staat. Wer ist das Medienimperium. Die Sprache, der Film,
das Hörspiel, das Netz. Ja, das Netz, ganz recht. Kontrollierter Netzanbau. Staatspflanzen gedeihen so prächtig
darin. Die FDP lässt ihr Parteiprogramm im Netz diskutieren. Kontrolliert. Verwirrt. War uns diese
Basisdemokratie nicht genommen. Soldatenkinder laufen weiter Richtung Stadtmitte. Kindsoldaten auf einem
heiligen Krieg ins Ungewisse. Geopfert, nicht belohnt. Nicht einmal im Auftrage eines Königshauses, aber mit
der Lizenz zum Töten. Der Schreibtisch, an welchem ich sitze, hat sehr weiche Kanten, ist mir aufgefallen.
Abgeschliffen. Ohne direkte Verletzungsgefahr. Kontrolliert. Verwirrt, an was ich alles denken muss diese Tage.
Aber alles unter Kontrolle, soweit. Soweit alles unter Kontrolle. Kontrolliert verwirrend das alles. Sehr kontrolliert.
Das Schreiben an "Verwirrt" ist unangenehm. Es ist verwirrend. Es ist ein Korsett. Es ist aus eine "kontrolliert"en
Situation heraus geschaffen. Es ist das System an sich. ES ist eine Verschmelzung. Tagebuch und Prosa.
Echte Situationsprosa. Kein Ende in Sicht. Nicht. Mitnichten. Kontrolle durch Streuung. Verwirrung durch
Streuung. Es ist Samstag, der Vierundzwanzigstezweitezweitausendundeins, kurz nach 19:30, genauer, in
diesem Moment 19:38, Neunzehnuhrachtundreissig. Seit nunmehr zwei Tagen läuft das Selbstkontrollprotokoll
Verwirrt. Ich beobachte mich und meine Gedanken beim Lesen eines Buches von Rainald Goetz. Das Buch
zieht Menschen und Gedanken gleichermaßen in seinen Bann. Kontrolliert. Feste Gedankenmusterstrukturen
verbinden sich gewaltfrei mit eigenen emotionalen Regungen und synapsenbedingten Gehirn- Elektro- Message-
Impulsen. In vielfätiger Weise versuche ich, meiner Gedanken Herr zu werden, streue unnachgiebig einen um
den anderen in die ausgelegten Netze und Verstrebungen. Kein Zurück mehr in Sicht. Verwirrt. Streue meine
Verwirrtheit aus. Versuche, Gedankenkonstrukte in wilder Abhängigkeit von der Aussenwelt beeinflusst,
abzusondern. Absondern. Ja, absonderliche Gedanken absondern, aus dem Körper, aus dem Schädel, aus den
Windungen, extrahieren, explodierend den Auswurf mit dem Wind streuen, einpflanzen in bekannte und fremde
Erden, warten, ob der Samen Frucht bringt, ob die Pflanze Frucht trägt. Wirrnis in der Wildernis. Muss mich nicht
beherrschen, lasse Gedanken unkontrolliert aus mir fließen, achte nicht einmal auf Sinnhaftigkeit im Moment,
einfach ein zentraler Mittelpunkt meiner selbst öffnet sich, verdaut Primärerfahrungen, die sekundäre Erfahrungen
verinnerlicht haben. Und wirft diese wieder aus. Ungefiltert, schwarz, ohne Milch und Zucker, die reine Kraft.
Reinemachkraft. Gedanken wie Salzsäure schneiden sich den Weg frei. Gestern, bis heute, in Gesprächen
konnte ich Gedankenmischungen feststellen, beim Sich- Einlassen in der Kommunikation, auf einen anderen
Menschen, seine Gedanken, duellieren sich Kontrolle und Verwirrung in einer spannenden Eigenart. Can´t get
enough. But for now - the end is near - no fear - es ist nahe, doch nicht erreicht. Verwirrung unterliegt auch einer
gewissen Kontrolle. Nach der Nacht, nach der Nachricht, nagen Zweifel an mir, in mir. Wie sehr kann man, darf
man, Gedanken, die beim Lesen entstehen, mit in seine öffentliche Welt nehmen, hinaus aus der privaten.
Diskussion um Grundgedanken also gestern in einem Bistro, Kommunikationsbistro bezeichnet, Kommunikation
bis tro, bis drei Uhr beinahe. Sprachen über extrahierte Gedanken aus dem Buch, von dem ich immer nur
maximal zwanzig Seiten lese, am Stück, um mich nicht zu überfressen. Gedanken und Gespräche also über
ein Extrakt. Über den Staat, die persönliche Bildung, über ein Bild des Staates, wie es die Einbildung
menschlicher Bürger, bürgerlicher Menschen sich erschafft. Zeichne einige Gedanken mit einem Diktiergerät auf,
the extract tapes. Staat als Gefängnis, als Freiraum für Entfaltung, als Bettlaken zur Flucht, doch gleichzeitig als
Mauer, Staat als Schutz, Staatsschutz, Rollkommando der Demokratie, Geiselhaft im Parlament, während Parla
brennt, pennt Parla noch immer im Schlaf der Gerechten, der Gerechtigkeit, die Geächteten extrahieren
Gedanken aus Mengen, Mengen an Gedankenkonstrukten. Verwirrung in der Sprache als Möglichkeit einer
immerwährenden Forttreibung der Möglichkeiten, die es zu entdecken gilt. Das Protokoll frisst seine Kinder.
Streiche immer wieder sanft über den Buchrücken, rieche an den Seiten, lese und lege es weg. Mache mir
Gedanken. Denke an Macht. An Kontrolle. Doch das verwirrt mich. Ungeplant herangehen. Geplant nur der
grobe Ablauf. Mehrere Projektstränge werden nach der Fertigstellung des Protokolls zu einer massiven
Verwirrung verbunden. Vernetzt. Verlinkt. Hyperlinkt. Forenbeiträge werden sich mit Tagebucheinträgen
mischen. Audiofiles, nachträglich gesprochen, verdichten die Masse. Freier Fall wird ermöglicht. Durch Fall
eigene Gedankenbilder ermöglicht. Durchfall. Schnell und reinigend. Zentriert laufen gekaufte Gedanken weiter
stromaufwärts. Der Bergrücken der Sensibilisierung liegt nach dem Überqueren weit hinter mir, die Anstrengung
aber ist mir noch sehr deutlich in mein erhitztes Gesicht geschrieben. Kämpfe mich immer weiter in die fremde
Gedankenwelt vor, habe sogar vor dem Film, beim Kinobesuch, im spärlichen Licht gelesen. Besonders beim
Lautlesen bekommen seine Worte eine ungeheuere Kraft, ich eine Rüge, da manche ein Kino, noch vor dem
Film, mit einer Bibliothek zu verwechseln scheinen. Egal, denke ich mir, es ist bezahlt, das Buch, der Film, sollen
sie reden. Kommunikation soll man fördern. Doch leicht verwirrt es mich auch, wie können diese Gedanken mich
nur dermaßen in Beschlag nehmen. Der Versuch erweist sich als alltägliche Bereicherung, man beschäftigt sich
in angenehmer Geistesbeschäftigung geschäftig mit den Geschäften, seien es Kopfgeschäfte, anderer
Menschen. Eine tiefe Erfahrung. Die mich verwirrt. Zieht sich streckenweise wie eine klebrige Masse, beinahe
wie Beton, der zu trocknen beginnt, es sich aber im letzten Moment immer und immer wieder überlegt. Was sind
das für Gedanken, die einen nicht loslassen wollen, die einen gefangen nehmen, die einem immer wieder die
neue Gelegenheit geben, sie in anderer Reihenfolge zu lesen, zu sehen, mitzudenken, zusammenzubauen.
Immer mehr manifestiert sich in mir ein zunehmend festes Bild dieses Mannes. und doch immer wieder aufs
Neue beginnt es aufzubrechen, beginnt es zu zersplittern und sich wieder und wieder zusammenzusetzen. Die
Verwirrung darüber verwundert mich mittlerweile nicht mehr, nein, es scheint eine eigenartige Kontrolle sowohl
in der Handlung als auch im Umgang damit festgesetzt worden zu sein. Man kann es allerdings nur erleben, wenn
man willentlich bereit ist, sich vollkommen darauf einzulassen. Manifestierte Verwirrung kontrolliert mich.
Verschollen. Übrigens zum zweiten Mal. Inhaftiert. Es ist wie eine Reise in das innerste Ich, das ein Mensch zu
bieten hat. Ganglienstrenge in übergeordnetem Sinn. Keine Flucht, aber auch keine Geiselhaft nötig noch
möglich. EIn einfaches Ergeben in die Situation, in die Umstände. Verwirrung kann sich auch in einem steten
Nasenbluten, das man beim Anblick der Weltpolitik bekommt, äußern. Und es ist nicht einmal etwas schädliches
daran zu bemerken noch darüber zu berichten. Vor dem Fenster tanzen kleine leichtbekleidete Schneeflocken in
der letzten Februarluft, in mir eher jene winzigen Kohlestückchen, übrigens glühend heiß, die es mir von meinem
Herzen in regelmäßigen Abständen abzusprengen scheint. Fühle mich als ein Zerrbild meiner Selbstigkeit,
meines Innerichs, meines Gedankenkonglomerats. Hinübergerettet in eine andere Welt. Kopiert. Mitgenommen,
mitgehangen und dadurch sprichwörtlich, dem Volksmund sehr nahe, mitgefangen. Und wen geht das
überhaupt an? Wie kommst gerade du dazu, nun meine Gedanken und meine Gefühle zu lesen. Hast du kein
eigenes Leben? Ich denke, auch du bist verwirrt. So berechenbar. Läuft alles doch in eine vorbestimmte
Richtung ab, immer geradeaus, als kennt man es schon, habe es schonmal gelesen, gesehen. Es wiederholt
sich so vieles, dreht sich im Kreis, überschlägt sich. Dann wieder sprunghaft, vieles wird ausgelassen, scheint
gar nicht als wichtig erachtet zu werden, nur Beifügung, wenn überhaupt, aber keine eigene Erkenntnis, kein
eigenes Nennen. Mal ehrlich, sekundäre Erfahrung heilt diese Wunden nicht, vielleicht muss man sich selbst
ernsthaft damit auseinandersetzen, es nicht nur lesen, sich seinen eigenen Reim darauf bilden, sagt man doch
immer so schön. Es durch die eigenen Augen sehen, nicht durch eine Brille, nicht auch noch durch eine Brille
eines anderen Menschen. Oder wie sonst kann man das alles verstehen, wenn nicht so. Ihr müsst, dürft, könnt,
sollt, werdet, habt, tut, würdet mich ertragen. Tragen, mich, nicht auf Händen, sondern in euren, euch eigenen
Augen. Lest mich, meine, meine geheime, meine geheime ausgekotzte, Schnellschreibliteratur, nicht ganz
Literatur, hab nicht mal diesen, jenen, meinen eigenen, zugeschriebenen, euch bekannten, Anspruch. Bin lesend
am Schreiben und schreibend am Lesen, immerzu, denkend Gedanken tankend, bin ich tugendhaft bemüht, mir
allen Mut zusammennehmend, euch zu geben, wonach mir, euch, allen gelüstet. Buchstabensortierungen, lesbar
in Form gebracht, auf einer, meiner, kleinen, im Geheimen daheim, hingestellten Silbenhantelbank, handelnd
damit eben in der Ebene umgegangen. Geh einfach ein Stück weit mit auf die Reise, Risse im
Gedankenkontinuum, nur ein kleines Fortbewegen, nicht einmal, nicht einmal, bleib stehen, lass das Universum
sich bewegen und schau zu, schau zu, einfach nur ein Zuschauen, nicht mehr, einfach nur mal Zuschauer sein,
Eindrücke eindrücklich sich eindrücken ins Gehirn, schmelzen lassen, die wackelige klebrige Hirnwulstmasse, einfach nur mal Fliegen im Gedankenrausch, wortgekifft, zugeballert mit Graphemen. So will ich einst sterben, zugeknallt bis oben hin, in Euphorie gelesen und mit Gedanken an eine Welt von Übermorgen. Aber ich hoffe, dass in dieser Welt keine Frauen mit Holzdildos gegen Ventilatoren fechten. Sonst erstehe ich wieder auf zu neuem Leben. Ganz verwirrt. Es ist vielleicht die Verwirrung an sich, die es so spannend macht, so aufreibend, so sinnhaftig. Es ist vielleicht die Spannung, die entsteht, wenn man sich auf die Gedanken einlässt. Elektrifiziert und infiziert, ioniesiert und sezierend zugleich, Zug um Zug, gleich, wie man es liest, ob laut/leise, langsam/ schnell, es fesselt, bindet, raubt die Sinne, im Sinne einer Droge, ja, Goetz schrieb scheinbar unter Drogen, klebt noch am Papier, die Droge Buchstabe. Klebt dort, lecke übers Blatt, schmeckt schwarz, sie stumpf aus, fühlt sich wortig an. So ein Buch wurde lange nicht geschrieben. Was fesselt mich daran? Die Sprache. Inhalt. Situation.
Die Schnelligkeit, oder doch das momentane Verwilen an einem Gedanken, über Seiten. Lese sekundenlang
an einer Stelle, in einer Minute eine Seite, in einer Stunde eine Seite, weil Gedanken hängenbleiben,
weiterfliegen, sich lösen vom Blick ins Buch. Verwirrt. Nehme die Gedanken und Worte, welche das Netz in
seiner Geschwätzigkeit auswirft, gerade noch so am Rande wahr. Lese schon wieder neue wissenschaftliche
Erkenntnisse, zusätzlich in der Praxis erprobte Verfahren und Grundsätze. Lektüre von "Kontrolliert" schleift ein
wenig, dafür kam noch, nach akutem Kaufrausch, "On the road" in der Neuübersetzung dazu, keine gravierenden Unterschiede zur vorherigen Version erkennbar. Als Hörtext im der Landessprache des Autors gekürzt, schwer verständlich, aber um Längen besser. Aber es liest sich auch grandios. Ordne eben die parallel empfangenen Signale aus den Netzgalaxien in katalogisierende Schubfächer ein, bestimmt zur späteren Verwendung.
"Verwirrt" wird heute mit dem X. Teil abgeschlossen und mit den Paralleltexten zusammen durch Cut´n´Mix zu
einer neuen, sich in der nächsten Haöbwoche immer wieder veränderten Textmasse buchstäblich wieder und
wieder von Innen nach Außen auskotzen, immer wieder ausgeworfen und geschluckt, aufs Neue verdaut,
zerstückelt werden. Katalogisierungsprotokolle zeigen die Genese auf. Immer noch verwirrt.

VERWIRRT 2

Ohne Verwirrung scheint das Leben gar nicht zu funktionieren. Die Verwirrung geht also weiter, Hirngedanken schlagen ein weiteres Mal mit furchtbarer Offenheit und Schonungslosigkeit um sich. Dachten zumindest die Leser, als sie sich wieder auf einen neuen Teil einstellten. Doch es wurde anders. Es wurde verwirrend. Denn anders als die Kindsoldaten aus dem letzten Krieg wurden nun erwachsene Streitkrägte in die Schlacht geschickt. Die Themen, die Ansprüche änderten sich. Alles wurde anders. Keiner hatte mehr Halt an etwas, das ihm bekannt war. Keiner konnte mehr sagen, wo das Oben sich mit dem Unten in der Mitte zu Neutralisation traf. Warum auch. War doch alles gut so, jeder lehnte sich in gemütlicher Verwirrung zurück. Die Finger drückten die Tatsen auch von alleine, obwohl es mir heute schwerfiel. Meine Finger schmerzten vom vielen Schreiben. Ich bekam kaum noch Luft. Schwerfällig. Fallenlassen in die Gedanken war heute beinahe nicht möglich. Werde die Nacht mit ihren Tra!
umfalten abwarten müssen. Verwirrt.

Da stehen sie nun also und braten sich das rohe neue Fleisch an, das ich ihnen geschenkt habe. Und als ich dann den Vater fragte, wohin er mit dem Esel und dem Holz wolle, das er auf des Esels Rücken geladen hatte, da schaute er nur traurig und befahl mir zu gehen. Wir schritten Stunde um Stunde den steilen Bergpfad hinauf. Weiter und immer weiter. Oben angekommen schichtete er das Holz und entzündete es. Dann befahl er mir unter Weinen mich zu entkleiden. Ich sollte ein Opfer sein für den Herrn. Als ich mich aufs Feuer legen wollte, öffnete sich der Himmel und der Herr befahl meinem Vater und mir einzuhalten und lobte uns wegen der bestandenen Prüfung. Von da an wurde die Literatur, die man sich an den Feuern erzählte, erwachsen. Verwirrt. Und heute noch schauen sie Gedankensoldaten, aus den Kinderkampfschuhen entwachsen, manchmal schwermütig auf ihre kindlichen Schlachtfelder zurück. Es war Mittwoch, beinahe ein Tag wie heute, als die Tiere die Herrschaft übernahmen. Ich schaltete den Fernseher aus und dachte lange über diesen Zeichentrickfilm nach. Mutter, ich war zu Besuch, brachte Tee. Die Halsschmerzen zogen weiter. In mir. Verwirrt. Stunde um Stunde trieb die Musik im Hintergrund mich durch Texte. Meine Hände, langsam schmerzend, befahlen den Fingern an ihren Enden noch ein wenig den Dienst zu verrichten, dann wollten sie streiken. Ich war verwirrt und geisteswach. Gut.

Fünfzigtausend beim Kreuzweg am Kolosseum sagte eben der Mann im Radio. Das sind viele Leute, mehr, als in meiner Heimatstadt leben. Dazu, neben dem Mann, kommt Prodigy aus der Stereoanlage. Kreuzweg mit Prodigy. Und das Kolosseum in meiner Stereoanlage. Mutimediale Aufbereitung, für unsere Kinder sicher einmal nichts mehr besonderes. Für mich überwältigend. Dabei gelesen und Ideen für das Schreiben gesammelt. Jetzt beim Schreiben auch gleichzeitig die Musik, ohne den Mann im Radio, dazu aber das Lesen der simultan gestalteten Schrift am Bildschirm. Schleift sich ein in den Kopf. Schleift die Gedanken. Ungeschliffene Wortbrocken gleiten geschmeidig, da membranenabgeschliffen, durch die Finger nach außen. Sommerlicht klaut sich durch die Fensterscheiben, die geputzt werden müssen, doch es ist zu kalt dazu, die Kälte vor den Scheiben lügt einem ins Gesicht. Man kann denken, es sei warm, dabei ist es sogar empfindlich kühl, unverschämt. Meiner Gesundheit wäre es nicht förderlich, dem Körper ein angenehmes Klima vorzugaukeln. Abends werde ich wieder in warmen Wolljacken auftreten, auf der Nachtbühne, der Bühne des Nachtlebens. Verwirrt. Es ist alles so schnell, so unwirklich. Osterhasen lachen mir schokoladig süß entgegen und ich schau sie nur an, früher aß ich sehr gerne diese Süßigkeiten. Ostern ist aber kein süßes Fest. Ein Fest der Wärme, der Nähe, doch das Wetter läßt es einen vergessen, man richtet sich nach Äußerlichkeiten. Verwirrende Jahreszeitensituationskomik. Verwirrt und gekühlt.
Zeit der Besinnung. Zurückgeblickt ergeben sich, wenn man über seine Person schreibt, jedes mal neue Variationen. Verwirrend. Ungeordnete Gedanken. Meine Person. Beschreibung. Auf indirekte Anfrage. Will nicht nur die Standardwerte abklopfen. Interessant wird es ab der Grunschulzeit. Schon im Kindergarten aber sehr wissbegierig. In der Grundschule sehr eifrig, schrieb Aufsätze in Überlänge, was zu Abzügen führte, denn das sei nicht normal. Spaß an der Mathematik, damals noch. Gymnasium anfangs interessant. Deutsch immer als Freestyle empfunden, Mathematik, Chemie, Phsyik werden zur zwingenden Kür. Schon seit Jahren merke ich, dass ich sehr viel lese, Gedichte nicht lernen muss, sondern durch Lesen behalten kann. Bin informationssüchtig. Nach unkontrolliertem Fernsehkonsum verliere ich mich endgültig gänzlich in die Literatur. Mein Geld lege ich in Magazine, Zeitungen, Bücher, CDs und Abendunterhaltung an. Ein großer Teil fließt auch in die verschiedensten Computer. Nach dem!
Abitur Bundeswehr. Am zweiten Tag verweigert und aufgrund der Verweigerung der Waffe ohne Beschluss Gefängnis riskiert, wurde in Latrinendienst gemildert. Nach vier Wochen beginnender Zivildienst. Eineinviertel Jahre Tod und Leben, Rettung und Verlust von Leben. Der Tod und das Leiden werden mein ständiger Begleiter. Sechs Jahre arbeite ich dort in meiner Freizeit ehrenamtlich im Rettungsdienst weiter. Studium an zwei verschiedenen Orten, jetzt Lehrer. Immer noch informationssüchtig und schreibgeil. Verwirrt.

Und dann nimmst du dein Leben selbst in die Hand, ziehst die Gelegenheit beim Schopf heran, mit einem Handstreich, alle Entscheidungen und Gedanken denkend vom Tisch gefegt. Spontan und doch immer mit den Hintergedanken schädelig im Hirnkasten schaust du dich in deinem Leben um, drehst dich vom Punkt groß a, also A, zum Punkt groß b, also B und schaust zu, was dabei heraus kommt, was auch immer ein Nachsehen bedeutet, einmal, weil die Gelegenheit zum Eingreifen ja schon durch das Zuschauen vorbei ist, andererseits muss man aber auch mit seinem Leben schonmal nachsichtig sein, schließlich, solange man kein Buddhist ist und dan sowas glaubt, oder eben eine andere entsprechende Glaubensgemeinschaft, hat man ja nur dieses eine Leben. Also nimmt man es am besten selbst in die Hand, ist sowieso besser als eine Fremdkontrolle, denn dann ist man nicht mehr Herr seiner Gedanken, seiner Taten. Diese Unfreiheit nützt dem Menschen nun wirklich nichts, denn irgendwann, so gut kenne ich d!
ie Menschen mittlerweile doch nun auch, will man ausbrechen, Ausbrecher sein aus dem Korsettgefängnis des Mitlaufens, will den eigenen Weg finden, Findlinge sehen, die großen Steine, sich selbst ein Denkmal werden. Denkbat menschlich. Gar nicht so verwirrend. Komisch.

die radikalste form der zerfarbung menschlichen gedankensondermülls ist die bestreichung der restdaten mit natürlichen pigmentstoffen. verwirrung ist zu erreichen durch eine mischung der gefühlsduselei mit streng getrennten schwarz- und weißtönen, die in ihrer herrschenden form vorrätig sind. durch eine genaue abgrenzung vom farblichen bodenpersonal des tuschekastens ist eine hirnausweichliche überlagerung asynchronen farbbefleckungen mit einem strich durchaus zu unterbinden und daher auch nicht möglich. schattierungen behalten weiterhin ihr privileg auf ein einspruchsrecht innerhalb von vierzehn tagen nach eingang des zugehörigen poststempels ihres regierungsbezirkes. besonders in asiatischen malstuben ist eine kastenbildung bemerkbar. selbst in den kleinsten tuschekästen spielen sich grabenkämpfe zwischen den farben an sich und dem revoltionären deckweiß ab. trotz anstrengung eines heereskommandos mit eisernem pinselstrich wurden noch keine friedlichen koexistenzmöglichkei!
ten gefunden. ziemlich verwirrend.

totale verwirrung. tropfenartig ziehen gedanken durch die schwämme meiner hirnwindungen. übersättigt. kann keine ordung im moment in dieses überangebot bekommen. satt. so satt im moment. aus meinem mund nur ein so stummer schrei, der doch ungehört verstummt. stehe am fenster, weit geöffnet. die hitze in der wohnung ist unerträglich. mein körper hat zusammen mit der heizung, die fälschlicherweise noch aufgedreht war, alles über die grenzen erhitzt. nässe zeigt sich auf meiner stirn. vor dem fenster, dieser freie kühle wind, der gedanken aufnehmen kann wie regen, der sich in wolken speichert. hinaus trägt in die weiten, weit über das land. antworten auf fragen, zu denen worte fehlen. wie ein keil ins hirn getrieben. schmerzverkrampft dagegen zu wehren versucht, zurückgezogen, nicht erkannt weiter gefüttert. keine absicht, keine böse absicht dahinter, wobei mir doch die absicht der worte so klar war, der inhalt so wichtig. doch wie soll man sich zwingen, wenn die sperren, dieser gedankenstaudamm so massiv manifestiert ist, auch in der persönlichkeit. finger schmerzen beim schreiben, weil sich der kopf dagegen wehrt. totale, globale und allgegenwärtige verwirrung in diesem gedankenzustand nun. schließe das fenster, schließe mein fenster nach außen für diese nacht. will alleine sein mit mir.

wollte die nacht nächtlich erlebend erleben. hinaus in die welt, die menschen, die hirnrinden vollpumpen mit musik. bis zum nächtlichen einkaufscenter kam ich, an dem menschen treibstoff kaufen, für ihre autos, für sich, wenn die anderen möglichkeiten schon geschlossen haben. totale zerwirrung. das eben war mehr, als ich vertragen konnte. muss ich mir eingestehen, auch vor mir. so ein ungewolltes unwohles gefühl. fühlte mich so entsetzlich schwach. wollte dann nur noch vor mir mein gesicht wahren, mich nicht verstecken müssen vor dem nächsten blick in den spiegel. traf mich wirklich direkt, einhundertprozentig mitten ins gesicht. sitze nur gekauert in einer ecke der wohnung, trinke langsam die sinne zusammen und im gleichen moment wieder auseinander. kühl rinnt es die kehle hinab. sauge das blech förmlich aus. gierig nach nebel. noch eine blechummantelung leer, noch eine, eine noch, dann höre ich auf. es wirkt schussartig. sitze nun da und schreibe. wirklich verwirrt. einmal in voller gedankenwahrheit. oder doch nur traum. kann im augenblick die realität nicht greifen, die so verschwommen verwirrend direkt vor mir klebt, doch so weit entfernt von dem ich- empfinden. fühle mich wie ein schatten, der im moment angst hat, die lichtquelle seiner existenz könnte erlöschen. verwirrt. ja, auch ein wenig, doch andererseits so klar. entscheidung war deutlich, auch für mich mir gegenüber. ob sie verständlich war. ich kann es nicht sagen. nicht autobiografisch, wie aus einer anderen welt. realitäten beginnen zu verschwimmen. betrachtet von außen, auf das innen hin durchleuchtet. mehrere sichtweisen erlaubt. goetz beschreibt solche projektionen sehr gekonnt. konnte ich bis jetzt noch nirgends lesen. kammererlebnis. der tisch, die klopfenden tropfen an den geschlossenen fenstern. eine unwirkliche phantasterei und raserei des imaginären, des geistes, der sinnvorstellhaftigkeit. ein drehen um sich, mit sich und in sich selbst. ein zirkulieren in der eigenen umlaufbahn. ein schlag ins herz, ein stich ins gesicht, ein zum krüppel werden auf eine besondere art. ein kampf mit dem nichts, dem drohend verschlingenden monster, das leben heißt. minutenlange starre, dann nur noch eine einfache bewegungslosigkeit. im schreiben eine nicht aufhörender gedankenfluss, der von hinten anzeigt, er möchte auch noch drankommen. und doch scheint es, als schreibe die hauptperson nicht über sich. beobachtet nur. verwirrend. verwirrt. ist auch so, scheint so, kann nur so sein, ist so. der regen zeichnet derweilen mit tropfenstrichen irre muster an die scheiben, erlaubt sich sein spiel auf glatter fläche. der hauptdarsteller spielt mit gedanken, schreibt gedanken, spielt mit sich, dem schreibenden, dem leser, dem publikum. sehr geehrte damen und herren, sehen sie sich diese traurige inszenierung an. und doch alles nur ein reales schauspiel des lebens. oder nicht, doch nicht wirklich, oder sicher auch, wenn sie meinen, ganz bestimmt. verwirrt. gar nicht so einfach, wie sie vielleicht denken. versuchen sie es einmal. man könnte meinen, es wäre so passiert. oder vielleicht doch nur ein gedankenspiel. wie ein traum. eine fata morgana. eine wüste luftspiegelung wie in der wüste, wüstengleich in ihrer kraft.

monotonterroristisch und unwahrscheinlich technoid hämmert der fernseher aus seinen boxen diese musik eines musiksenders für anscheinend um diese uhrzeit schon herumravende kids. die herumspringenden soundfetzen klumpen sich in meinen ohren fest und stören mich so eindeutig und auf eine sehr unverschämte weise beim denken. ziehe voller entrüstung in betracht, den stecker, die lebensenergie der bildkiste, aus der wand zu ziehen. entscheide mich dann doch für einen senderdurchlauf in sprintgeschwindigkeit. bilder des tages, filme, talkshows, alles zieht in einem sekundenrhythmus so unwahrscheinlich bunt und weichgespült an mir vorbei. zeige dem fernseher ein buch und verkünde ihm, wie arm er doch in manchen bereichen ist. wobei, das fernsehen hat natürlich auch seine berechtigung. mir aber ist ein buch, ein gutes, ein gutes buch immer noch eine liebere unterhaltungsmöglichkeitsmethode. aber der geschmack ist verschieden. und lässt sich nicht verwirren. auch nicht durch die bun!
ten bilder. verwirrend noch dazu.

und hinten, in den letzten reihen, laufen schon wieder die eisenbeschlagenen stiefeltruppen auf. sie machen mir angst. sie agieren noch größtenteils im verborgenen, zeigen sich nur selten, wenn, dann geschlossen und mit gewalt. gewalttätig. warum kann man nicht mehr unternehmen. verwirrend. ja, gesicht zeigen, den ärschen ein gesicht zeigen, ihnen ins gesicht schauen, bis sie wegschauen. sich schämen. verwirrt. verwirrt sind diese menschen. irre sind sie. sie sind nur ein tropfen auf den heißen stein, doch diese tropfen werden mehr,sie kühlen irgendwann den stein ab. soweit darf es nie kommen. nie wieder. nie wieder blindes nachfolgen. wie konnten sie nur nachfolgen, aus angst? die greueltaten aber waren doch so offensichtlich, wie konnten sie nur. und wieder laufen die stiefeltruppen. nicht mehr in der letzten reihe, sie sind eine nach vorne gekommen. sie suchen sich ihren weg, der auch vor leichen nicht halt macht. ich bin verwirrt über soviel menschliche dummheit.

1 können sie mir den weg zur hinrichtung sagen
2 richtung bahnhof hin, dann rechts
1 danke, gehen sie hin in frieden
2 hingehen werden wir irgendwann alle

Exekutive als ausführendes Organ einer Exekution ist legalisiert nur der Legislative nachgeschaltet, auf die sich die Judikative elegiert beruft. Der Ruf der Freiheit, der man beraubt wird, raubt einem die Sinne, wenn er durch die schalldichten Mauern schallmauerndurchbrechend schnell geschrieen wird. Angeklagter, die Anklage klagt sie des kläglichen Verbrechens an, ihre Meinung nicht nur gesagt zu haben, sondern sie besitzen noch die besessene Besserwisserei und die dazugehörige Frechheit, zu dieser Meinung auch weiterhin noch standhaft zu stehen. Schämen sie sich nicht nur, sie schamloser Abfall, sie Staatsmüll, sie Nichts, bereuen sie auch als reumütiger Sünder ihre Staatssünde. In wie vielen Ländern der Erde gibt es noch Folter, Beugestrafen und Einzelhaft? Wo wird noch exekutiert. Die Exekution ist nahe, der faulige Atem fliegt einem straight ins Gesicht. Bush ist 100 Tage im Amt, ahnt denn keiner, dass ein solcher Jubiläumstag eigentlich nach einer Feierlichkeit schreit. Lasst uns einen töten, nur einen kleinen Sünder, raus aus seiner Zelle, festgezurrt und kurz einen Stich. Dann vom Puls getrieben das Gift durch die Kanäle gespült. So medienunwirksam, doch nicht übertragbar. Auf Sendekonzepte, in die Fernseher der Menschen überhaupt. Nach der Hirnrichtung kommt die Hinrichtung. Wobei Übergänge durchaus fließend sind.

stillstand ist untergang. untergang ist dann folglich auch stillstand. ein schiff geht also unter, da es stillstand. ein schiff steht still, deswegen geht es aber noch lange nicht unter, trotzdem wundert man sich. wieso steht es? fehlt brennstoff? möglich. oder ist es ein segelschiff, dann kann der wind fehlen, die frische kraft. ist das schiff vielleicht sogar schon an der küste angelangt, ohne dass es die insassen bemerkt haben. wieso ich jetzt die fragezeichen weglasse. vielleicht sind die antworten zu klar, vielleicht sind es aber ja auch keine fragen. ein körper, dessen stillstand eintritt, geht unter, verschwindet von der bildfläche. es wird kein leben, kein sauerstoff mehr transportiert, der körper stirbt ab, vorher dann noch das gehrin, beides rettet sich kurz noch durch elektrische reize. spielt noch einen kleinen lebensatem vor. doch irgendwann ist es unübersehbar. oder riechbar. wenn der körper zu faulen beginnt. schon am lebendigen körper merkt man das. aber der tote körper verrottet schneller, fault mit höherer geschwindigkeit. muss jeder selbst wissen, wenn er noch am leben ist, ob er was dagegen tun will, ob er den körper weiter verrotten lassen will. tote körper sind sowieso leer, aufgebraucht. nur schnelle gedanken. wie das leben.

immer noch irgendwie das gefühl von stillstand. stehen sie wenigstens gerade, wenn ich mit ihnen spreche. still stehen, manchmal gar nicht so einfach, wenn man in einem sturm steht. den mann stehen. man sollte da stehen, wo man sich wohlfühlt. wohl, etwas fühlt man immer. zum beispiel die momentanen kopfschmerzen, diese garstigen begleiter. wetter und stress. straßen liegen da vor einem, so ein weg, so ein hingebauter. den soll man gehen. ein fuß vor den anderen, immer mal wieder umdrehen, den horizont anpeilen, abschätzen, wie weit der hintere horizont schon weg ist, wie weit man aber noch gehen muss, bis der horizont, der vor einem liegt, ankommt, bis man ihn berühren kann. dieser wunsch, einmal den horizont zu berühren. still dastehen und den boden unter den beinen sich bewegen lassen. das gefühl, den horizont berühren zu können. der wunsch nach der gleichmäßigen wellenförmigen bewegung, nach ein wenig ruhe. nach einem sich bewegen lassen, der horizont kommt auf einen zu, man muss eben einfach nur abwarten.

verwirrte tage verstrichen, ohne eine entwirrung. immer wieder daran gedacht, schreibend die sachen wieder vor augen zu sehen. mehr in analoger denn in digitaler form wurde die inneren studien, jedoch nicht minder sorgfältig, weiterbetrieben. getrieben von dem verlangen zu sehen, was in den gedankengängen, von außen ja nicht einsehbar, vor dem eigenen inneren auge auf der bühne der persönlichkeit für ein stück gespielt wird. interessant, nie weiss man, was heute gegeben wird, eine komödie, eine tragödie, ein lustspiel mit tragischem ausgang, vielleicht ein grotesk erscheinendes stück, das doch die lebenswirklichkeit in einem beinahe erdrückend real realistischen und ungeheuer genauen blickwinkel aufzeigt und widerspiegelt. in den tagen der letzten zeit fiel das irgendwie auf dem althergebrachten weg des auf- dem- papier- schreibens doch leichter. woher das kommt, eine frage, die ich nicht beantworten kann, obwohl es sicherlich interessant wäre. werde nun die verstreuten analogeinträge analog zu den neuen digitalen einträgen einflechten, in ein netz aus gedankenstücken.

 
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letzte Änderung: 14.05.02, 22:09
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